Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

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Lothar
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Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von Lothar »

Hallo,

Wenn man viele Fahrzeuge hat aber der Platz für eine dauerhaft aufgebaute Anlage fehlt, ist „Teppichbahning“ eine mögliche Alternative. Den H0-Bahnern stehen hier von verschiedenen Anbietern mehrere geeignete Gleissysteme zur Verfügung und wir N-Bahner können auf das allerdings nicht ganz so bekannte Kato-Gleis zurückgreifen. Dieses Kato-Gleis möchte ich hier vorstellen.

Es gibt die Gleise einzeln oder doppelt. Beide Sorten sind untereinander kombinierbar. Beide gibt es als gerades Gleis in den Längen von 62, 124, 186 und 248mm Länge. Zusätzlich gibt es ein Flexgleis, das hat aber keine Bettung. Das Doppelgleis gibt es nur mit Betonschwellen, das Einzelgleis nur mit Holzschwellen. Das Einzelgleis mit der Länge von 248 mm gibt es als Ausnahme wahlweise auch mit Betonschwellen.

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Hier sind die unterschiedlichen geraden Gleise zu sehen. In der echten Reihe, 3. Gleis von oben ist ein Grubengleis zu sehen.


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Ein Gleisübergang von unten. Im Gegensatz zu anderen Systemen sind die Verbindungen ein Extrateil, das bei Beschädigung ausgetauscht werden kann. Das war bei mir aber noch nicht nötig.


Die Weichen:
Es gibt zwei verschiede Weichen: Die zuerst gebaute mit der Länge von 186mm und die etwas neuere mit 124mm Länge. Beide haben ihre Vor- und Nachteile.

186mm
+ Optik
+ Auch mit langen Zügen kann die Weiche mit recht hoher Geschwindigkeit problemlos passiert werden.

- Die Anschlusskabel sind fest verbaut und können nur mit Lötkolben oder Seitenschneider entfernt werden.

- Die Weiche hat immer Stopfunktion (das kann nicht geändert werden)
- Die Weiche kann nicht aufgefahren werden.

124mm
+ Anschlusskabel sind mit Stecker befestigt und können abgenommen werden
+ Stoppweichenfunktion und polarisiertes Herzstück können wahlweise aktiviert werden.

- Optik
- bei sehr langen Zügen kann es beim Befahren das Anbzweiggleises bei zu hohen Geschwindigkeiten zu Entgleisungen und Zugtrennungen kommen.

Generell gilt: Bei aktiviertem polarisiertem Herzstück ist die Weiche auch bei Tfz mit sehr kurzem Radstand (zB. Arnold-Köf) sehr betriebssicher. Sie kann so aber nicht aufgefahren werden. Man muß sich also bei der kurzen Weiche für einen Vorteil entscheiden. Bei der langen Weiche sind die Herzstücke immer polarisiert. Bei der kurzen Weiche ist bei Deaktivierung der Herzstückpolarisierung das Auffahren auch mit leichten Fahrzeugen möglich, die elektrische Betriebssicherheit leidet darunter jedoch.

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Bei den kurzen Weichen kann ein Zwischengleis eingesetzt werden und so der Gleisabstand geändert werden


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Bei den langen Weichen ist das Zwischengleis immer erforderlich, sonst passt es beim Zusammenbau nicht. Das Anschlußkabel kann wahlweise auf beiden Seiten unter der Weiche herausgeführt werden.

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Lange und kurze Weiche im Vergleich

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Bei den kurzen Weichen kann durch umsetzen der Schräubchen wahlweise auf das Herzstück polarisiert und/oder unabhängig davon auch eine Stopweichenfunktion aktiviert werden.


Die Doppelgleise
Eine Besonderheit sind die Kurven: Diese sind überhöht und benötigen zur Verbindung mit geraden Gleisen ein Übergangsstück.

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mit den beiden (kurzen) Übergangsbögen können die doppelgleisigen Kurven mit normalen Geraden verbunden werden. Die Kurven gibt es nur in dieser Länge. Sieht der Gleisplan kürzere Kurven vor, müssen Einzelgleise verbaut werden.

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Um die beiden Kreise bei einem doppelgleisigen Aufbau miteinander verbinden zu können, gibt es auch eine doppelte Gleisverbundung. Diese ist so geschaltet, daß sie zwei komplett unabhängige Stromkreise ermöglicht.

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Ein Anschlußgleis. Es hat die Standardlänge von 62mm. Der kleine graue Stecker wird am Gleis amgeschlossen, der große passt an die Kato-Fahrgeräte. Soll ein anderes Fahrpult verwendet werden, muß der weiße Stecker abgeschnitten und die Kabelenden abisloliert und vezinnt werden.


Die Viaduktgleise
Diese gibt es eingleisig (Gleise mit Holzschwellen) und doppelgleisig (mit Betonschwellen). Letztere gibt es wahlweise mit Schotter als Untergrund oder auf Betontrasse.
Ferner gibt es für die ein- und doppelgleisigen Vadukttrassen verschiedene Brücken.

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Gleis mit Schotter

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Betongleis

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Die Brücken können an beliebiger Stelle eingesetzt werden.

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Ein Übergang im Detail

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Mit diesen Verbindern werden einerseits die Viadukt- und Brückenteile miteinander verbunden, andererseits dienen sie dazu, diese auf den Pfeilern zu fixieren. Diese Teile sind ebenfalls einzeln erhältlich. Hier ist mir schon eine Zerlegung gelungen...

Die Prellböcke
Diese sind auf die japanischen Mittelpuffersysteme ausgelegt. Der Stahlprofilprellbock ist aber auf das Gleis nur aufgesteckt und kann problemlos abgezogen und durch andere N-Prellböcke ersetzt werden (Arnold, Fleischmann und DM-Toys passen da zum Beispiel problemlos drauf).

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Je zwei Prellböcke von Fleischmann (links) und von Arnold (rechts) auf die Katogleise geklebt

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Zwei verschiedene Prellböcke von DM-Toys

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So sehen die Gleise "roh" aus, wenn die Stahlprellböcke abgenommern wurden


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Die Bahnübergänge gibt es nur als Einzelgleise. Mit den mitgelieferten Zwischenstücken können sie auch für die Doppelgleise verwendet werden.


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Die Anschlüsse gibt es natürlich auch für die Einzelgleise (ebenfalls 62mm lang) Darüber ein gebogenes Einzelgleis

Generell ist die Betriebssicherheit der Gleise gut. Auch ein Bekannter, der die Gleise auf Spanplatten liegen hat, ist sehr zufrieden.


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Hier ist mal ein Aufbaubeispiel auf unserem Kieler Stammtisch zu sehen.

Insgesamt kann ich die Gleise für den losen Aufbau nur empfehlen.
Gruß Lothar

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Helmut
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Beiträge: 1504
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Re: Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von Helmut »

Hallo Lothar,
danke für Deinen Erfahrungsbericht. Die Katogleise sind mir bisher schon häufiger über den Weg gelaufen, allerdings klebe ich etwas am Peco Code 55. Das ist für Teppichbahning absolut ungeeignet, sieht aber verbaut toll aus.

Gruß aus KerpeN
Helmut
MHAG
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Re: Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von MHAG »

Hallo,

ergänzen zu Lothars tollen Bericht :D möchte ich noch, dass es für die Doppelstrecke auch einfache Gleisverbindungen gibt, sowohl "nach rechts" als auch "nach links". Die Gleise haben Betonschwellen, die Weichen samt Übergang liegen auf Holz.

Wichtig erscheint mir noch der Hinweis, dass Kato-Weichen mit gepoltem Gleichstrom geschaltet werden (ähnlich wie manche Motorantriebe) und daher eine eigene Stromversorgung haben. Also anders als die in Europa gewohnten Doppelspulen haben die Japaner da nur eine Spule verbaut (Tomix -- siehe unten -- ebenso). Und sie haben meines Wissens keine Endabschaltung.

Einen Nachteil gibt es leider bei der Gleisauswahl: Es gibt weder Innenbogenweichen noch Kreuzungsweichen (weder EKW noch DKW). Braucht man sowas, muss man selbst tätig werden, denn prinzipiell kann man alle Code80-Schienen an Kato-Gleise anstecken. Dazu muss man nur den Kato-Verbinder abziehen und normale Schienenverbinder benutzen. Und man muss unter die Gleise ein "Gleisbett" bauen, damit da nichts in der Luft schwebt; ist aber machbar.

Berührung mit Kato habe ich durch meinen Sohn, der damit ebenfalls Teppichbahning betreibt.
Und weil es dafür stabile ("trittfeste") Elemente braucht :lol: , habe ich ein paar Prellböcke selbst gebaut und mit Restschienen (Code 80) ergänzt. Die Gleise liegen auf Papp-Sockeln (mehrere Lagen Graupappe) mit entsprechenden Aussparungen, so dass die Original-Kato-Gleise problemlos angesteckt werden können.

Ein ähnliches Gleissystem ist Tomix, da ist die Auswahl an Gleiselementen noch größer, allerdings muss man da gezielt nach Bezugsquellen schauen (Faller hatte das mal im Angebot). Hatten wir beim Stammtisch zum "Tischbahning" im Einsatz...

Auf meiner Anlage nutze ich aber auch (wie Helmut) Peco Code 55...

Viele Grüße 8-)
Michael
Zuletzt geändert von MHAG am 19 Mär 2020, 23:46, insgesamt 1-mal geändert.
MHAG
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Re: Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von MHAG »

Hallo zusammen,

wollte nur noch die Bilder der Prellböcke hier anhängen:

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Hier ist die Verbindung mit dem Kato-Gleis gut zu erkennen:

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Ist nichts besonderes, einfach ein kleiner Ausschnitt, schnell gemacht.
Die gesamte Graupappe, aus der der Unterbau besteht (3 Lagen) habe ich mit Sekundenkleber gehärtet, auch den Ausschnitt für den Kato-Verbinder. Der andere Verbinder ist ganz einfach am Prellbockgleis festgelötet, dann kann er nicht verloren gehen ;)

Viele Grüße 8-)
Michael
Gerhard
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Re: Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von Gerhard »

... nee, nee, nee ...

Diese Kato-Gleise sind viel zu gefährlich !!!

.

.

(die Gefahr ist einfach zu groß, dass statt mit dem Anlagenbau zu beginnen jemand dauerhaft beim Teppichbahning bleibt :lol: :lol: :lol: )

Schmunzelnde MobaGrüße
Gerhard
Beste MobaGrüße
Gerhard
Udo R.
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Re: Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von Udo R. »

Hallo,
zu den Weichen sei noch angemerkt dass es für sie spezielle Decoder gibt. Diese werden in die Weiche eingebaut und erleichtern die Verkabelung nicht nur bei "fliegendem" Aufbau ungemein. So werden beim Teppichbahning und Digitalbetrieb keine zusätzlichen Strippen gebraucht. Die Stromversorgung erfolgt aus den Digitalsignal der Schienen.

Viele Grüße ÷ Udo

Ps: Dank an Lothar für die tolle Vorstellung des Kato-Gleissystems. :-)
Zuletzt geändert von Udo R. am 20 Mär 2020, 22:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Lothar
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Re: Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von Lothar »

Gerhard hat geschrieben: 20 Mär 2020, 21:13 ... nee, nee, nee ...

Diese Kato-Gleise sind viel zu gefährlich !!!

.

.

(die Gefahr ist einfach zu groß, dass statt mit dem Anlagenbau zu beginnen jemand dauerhaft beim Teppichbahning bleibt :lol: :lol: :lol: )

Schmunzelnde MobaGrüße
Gerhard
Hallo,

Dann gibt es als "Entscheidungshilfe" noch ein paar Bilder.

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Zunächst noch mal dieses: Da inzwischen mehrere gefragt haben: Die Messwagen sind Umbauten aus Fleischmannwagen. Kaufen konnte man die so nicht.

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Selbst ein Zug in dieser Länge lässt sich störungsfrei über die Viadukttrasse fahren
Gruß Lothar

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Lothar
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Re: Teppichbahning mit Kato-Unitrack-Gleisen

Beitrag von Lothar »

Hallo,

Es kam noch eine Anfrage bezüglich des Einsatzes maßstäblicher Schnellzugwagen. Ich habe auf der Teppichanlage die Doppelgleise mit dem R414/381mm im Einsatz und da können die Schnellzugwagen problemlos auf beiden Gleisbögen fahren, auch Begegnungen sind kollisionsfrei möglich. Auf den Viadukttrassen kommt es bei diesen Radien zu keiner Berührung mit den Außenwänden.
Gruß Lothar

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