Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

ClausS
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Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von ClausS »

Hallo zusammen,

unter diesem Titel, zumindest den ersten Teil, hatte ich im alten Forum vor einiger Zeit einen Faden aufgemacht und meine Begeisterung für LKWs im Original kundgetan.

Seit dem sind einige Jahre ins Land gegangen und der Vorruhestand wurde Realität.

Kollege Womo hat mir den Mund wässrig gemacht mit seinem Nebenjob, die erste Bewerbung liess nicht lange auf sich warten und die Vorstellungsgespräche liefen eigentlich ganz gut. Bis wir uns dann doch nicht einigen konnten. Das war Ende Oktober letzten Jahres.

Dann kam ich auf den glorreichen Gedanken, die Berufskraftfahrerqualifikation zu machen und den sog. Code 95 Eintrag zu erwerben. Da ich seit 1981 den LKW Führerschein habe und seit meinem 50. Geburtstag immer brav verlängerte, musste ich 5 Modulschulungen besuchen. Natürlich haben die Fahrschulen nicht auf mich gewartet und bis auf 2 war alles ausgebucht. Die anderen 3 konnte ich im Januar und Februar besuchen und mittlerweile habe ich den Eintrag.

Um für mich festzustellen, ob ich mir einem 40 Tonner noch zurecht kommen kann, damit meine ich das Gefühl für die Abmessungen und das Gewicht des Zuges, nahm ich noch einen Crashkurs bei der Fahrschule, bei der ich die Modulschulungen gemacht habe. Meine Nervosität hat sich beim Fahren schnell gelegt und ich habe den beladenen Sattelzug sicher über die Straße bewegt und an die Rampe rangiert. Da ich vor vielen Jahren hauptsächlich Hängerzug gefahren bin musste ich ständig daran denken, beim Sattelzug rückwärts genau anders herum einzuschlagen.

Insgesamt habe ich mich bei 3 Firmen als Aushilfsfahrer beworben und von einer mittlerweile den Zuschlag bekommen. Nach einer Übungsfahrt mit dem dortigen Fahrtrainer war das Ergebnis mit der Note 8,4 bei Bestnote 10 für mich überraschend gut. Diese Woche bin ich einen Tag mitgefahren, kommende Woche erhalte ich mehrere Sicherheitsunterweisungen und darf dann ab Mittwoch und Donnerstag mit Begleitung und am Freitag schon alleine fahren.

Das wird dann auch der Job, jeweils freitags den LKW zu fahren und Touren bei immer dem gleich Kunden mit verschiedensten Empfängern zu übernehmen.

Die Berufskraftfahrer, die diesen Knochenjob seit Jahren oder Jahrzehnten ausüben mögen es mir nachsehen, dass ich diesen Job gerne und aus Leidenschaft ausüben werde. Sollte ich keine Lust mehr verspüren oder das eine oder andere Zipperlein mir den Spaß verderben, kann ich wieder aufhören.

Gerne berichte ich hier über eventuelle Begegnungen mit interessanten Brummis und Kollegen und freue mich auf jeden eurer Kommentare. Die mich kennen wissen, dass ich schon immer etwas verrückt war :-)

LG Claus
ClausS
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von ClausS »

Nochmal Hallo,

dann will ich euch mal meinen neuen Arbeitsplatz von aussen vorstellen:

Bild

Für mich ist es der erste DAF den ich bewegen werde. Vorher waren es Mercedes, Scania, Volvo und Iveco.

Hier ist noch eine Aufnahme von schräg bei einer Abladestelle:

Bild

Hinten dran hängt ein sog. Langsattel, der mit einer Sondergenehmigung 14,7 Lademeter haben darf. Dafür auch die Unterweisung am Montag.

Geladen wird ausschließlich palettisierte Ware, Kartons und Kisten stapeln scheint es in der heutigen Logistikwelt nicht mehr zu geben. Auch nicht schlimm.

Jedenfalls freue ich mich riesig auf den Job.

LG und schönes WE

Claus
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Marco F.
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von Marco F. »

Hallo Claus,

erstmal herzlichen Glückwunsch zum neuen... äääh.... Freizeitspaß mit Zubrot!👍😁

Schön, wenn man ein Hobby zum Beruf machen kann und obendrein auf die Einnahmen nicht angewiesen ist und man jederzeit wieder aussteigen kann. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. 😉

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß und allzeit knitterfreie Fahrt!👍😊
Schöne Grüße
Marco


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ClausS
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von ClausS »

Hallo zusammen,

die Einarbeitungswoche ist geschafft, am Freitag war ich dann alleine unterwegs. Ab nächste Woche geht es dann in den "normalen" Rhythmus am Freitag zu arbeiten. Der Rest der Woche bleibt dann für Moba, sobald ich meine Gliedmaßen wieder spüre. Der Muskelkater ist enorm :lol: :lol:

Den recht schwerfälligen Auflieger mit Überlänge über Landstraßen zu jonglieren braucht noch etwas Übung und Erfahrung, zahlreiche Kreisverkehre sind eine Kurbelei ohne Ende.

Durch die Digitalisierung wird mein Fahrverhalten durch Kollege Computer bespitzelt und bewertet. Laut Computer lasse ich den Motor zu lange im Stillstand laufen. Hmmm, ich stand eine Stunde im Stau, bzw. Stopstopp and Go. Meint die Büchse tatsächlich, ich mache den Motor dauernd aus und starte dann wieder? Luftpumpen inbegriffen, damit der Stau noch länger wird?

Vorausschauendes Fahren bedeutet, so langsam auf eine grüne Ampel zuzufahren, bis sie auf rot springt und man dann bei grün durchrollt. Macht man das ohne Betriebsbremse leuchtet im Display auf "Gut gemacht". Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob die anderen Verkehrsteilnehmer hinter mir der selben Meinung sind.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende. Heute Nachmittag geht es wieder nach Stuttgart und um Punkte gegen den Abstieg.

LG Claus
ClausS
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von ClausS »

Hallo zusammen,

der Job hat sich, wie mir die erfahrenen Kollegen in Gesprächen verraten haben, schon massiv geändert. Immerhin darf ich noch lenken und am mehr oder weniger aufgeregte Geschehen teilnehmen, die ständige Benotung nervt schon.

Ich habe wieder eine 6 bekommen, da der Computer meint, ich würde den Motor im Stand zu lange laufen lassen. Das heisst für die Zukunft, den Motor anlassen und Vollgas, bis der Auflieger aufgepumpt ist. Das tut mir zwar weh, aber wenn es so gewünscht ist.

Eine weitere 6 bekam ich für Fahren über 85 km/h. Ich hatte eine Kolonne auf der Autobahn an einer Steigung überholt und wollte die mittlere Spur so schnell wie möglich wieder freigeben. Dann fahre ich halt in Zukunft langsamer vorbei, auf der A6 bildet sich dann möglicherweise gleich ein Stau. Mit 60 km/h oder weniger will ich dann auch nicht durch die Landschaft zuckeln.

Schon erstaunlich, was da an Systemen angeschafft wird um wenige Liter Kraftstoff zu sparen. Meine restlichen Noten liegen zwischen 1 und 1,5.

Letzten Freitag habe ich 3 Fuhren gefahren und eine vierte für den Kollegen am Montag noch vorgeladen. Gleich bei der ersten Tour war ein Fehler in der Ladung, so dass fast der ganze Trailer wieder ausgeladen werden musste. Das Entladung und die nächste Tour gingen dagegen reibungslos.

Der Job ist für mich recht abwechslungsreich, da ich im Nahverkehr unterwegs bin und die längste Strecke bisher bei knapp 100 km lag. Es mag' sich zwar komisch anhören, aber es macht mir Spaß und die Bewegung tut mir gut.

Ich möchte den Job aber nicht 5 Tage die Woche machen (müssen), daher haben alle, die diese Arbeit tagtäglich erbringen, meinen vollsten Respekt.

Demnächst habe ich Eco Training. Mal sehen, welche Weisheiten und Grauzonen sich dann auftun.

LG Claus
Womo
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von Womo »

Hallo Claus,

die neueren Systeme scheinen ja durchaus hilfreich sein bei der Bewältigung des Jobs, aber diese Überwachung seitens der Firma über Computer wäre für mich der Grund so eine Firma in den Allerwertesten zu treten. Wenn der Luftvorrat zur Neige geht, soll doch die Werkstatt nach der undichten Stelle suchen und die Undichtigkeit beenden. Dann brauch ich auch keine Luft im Stand pumpen.
Wenn ich eine Kolonne überhole und dabei kurzfristig auf 90 km/h komme ist dss mit Sicherheit sparsamer als in der Kolonne mitzufahren, womöglich noch runterschalten.
Bekannt ist die Geschichte einer Getränkespedition:
Der Fahrer kriegt einen Anruf, er möge doch bitte hochschalten, da er durch die momentane Drehzahl zu viel Kraftstoff verbrauche.Der Fahrer fragte zurück, ob bekannt sei, daß er gerade eine Landstraße mit 9% Steigung und 40 t Gesamtgewicht befahre und ob er wirklich mal hochschalten solle. Kein Kommentar von seinem " Beobachter".
Bei Oettinger waren wir auch angehalten, max 83 km/h zu fahren, aber zum Überholen kurz schneller war kein Problem.Und wenn ich mir die Drehzahlen bei Automatik manchmal in minimalen Steigungen angesehen hatte, hab ich selbst manuell hochgeschaltet....
Wie meinte vor vielen Jahren mal ein Disponent, als ich von Offenburg nach Schramberg fuhr, damals nur Landstraße,?
" Brauchst doch nur eine Std. für die 70 km".
Klar, war ja auch nur Flachland im Schwarzwald🤣
Aber Claus, Hauptsache Dir gefällt es.-Für mich wäre das nix.
Analoge Steinzeit--gelebte Tradition 8-)

Beste Grüße

Frank
ClausS
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von ClausS »

Hallo Frank,

ob das ausgewertet oder überwacht wird weiss ich ehrlich gesagt nicht. Ich habe mal auf dem Tablet geschnuppert und die Auswertung gefunden. Es mag ja ok sein, das so etwas da ist und ich bin mir sicher, dass sich da schon viele über sinn und Unsinn die Köpfe heiss geredet haben.

Für den Luftverlust ist einzig die Liftachse verantwortlich. Zusätzlich hat der Auflieger nur einen relativ kleinen Luftkessel, wohl aus Gründen der Gewichtsersparnis. Wenn man dann ein paarmal mit dem Stapler rauf und runter fährt, ist der Luftvorrat schnell aufgebraucht und die Achse bleibt (endlich) unten. Aus meiner Sicht eine Konstruktion mit Verbesserungspotential.

Oettinger ist übrigens von den 83 km/h wieder weg da man gemerkt hat, dass Mitschwimmen auch sparsam sein kann, bzw. die Einsparung bei der niederen Geschwindigkeit in der Praxis nicht stattfindet. Da denkt anscheinend jemand nach, ich hatte da ein sehr intensives Gespräch.

Die Beispiele, die du erwähnst, finden ständig in der Praxis statt. Die Theoretiker, die sich so etwas ausdenken, sollten sich mal einige solche Situationen in der Praxis anschauen. Aber die wissen dann möglicherweise nicht mehr, wohin mit dem ganzen Wissen ;-)

Vor 35 Jahren hatte ich eine Diesel-Zähluhr im LKW, da sich angeblich einige Kollegen beim Diesel bedient hatten. Der Verbrauch wurde immer ausgerechnet, der Juniorchef war immer der Beste. Der hat aus eigener Tasche immer zugetankt :-) :-). Damals bin ich auch unelektronisch ans Ziel gekommen, ohne Navi und Tempomat.

Morgen fahre ich wohl einen Mercedes. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Aber Spaß macht es schon.

LG Claus
Hans-Werner
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von Hans-Werner »

Hallo Claus,
schön, dass Du einen Ausgleichsshop hast, der letztlich auch noch Spaß macht. Und lernen, Erfahrungen sammeln inbegriffen.
Was ganz toll ist, Deine Erfahrungsberichte aus dem wahren Leben eines Truckers.
Mach bitte weiter mit den Berichten, sind spannend und bestimmt nicht langweilig.
Allzeit freie Fahrt und viele Grüße
Hans-Werner
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Marco F.
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von Marco F. »

Nabend,

ich bin echt schockiert, wie weit die Überwachung im Güterverkehr auf der Straße bereits ist. Das da Leute am Monitor sitzen, die Fahrer live überwachen und ggf. anrufen, sobald denen der Fahrstil nicht gefällt. Orwells 1984 lässt grüßen. Das finde ich schon echt beängstigend, wie wir uns langsam schleichend in die totale Überwachung begeben und das ohne wirklichen Protest.🤯
Schöne Grüße
Marco


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ClausS
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Re: Alte Liebe rostet nicht - Mein Hobby Nr. 3

Beitrag von ClausS »

Hallo Marco,

ich kann mich noch dunkel an die Zeit erinnern, als die ersten GPS Ortungsgeräte verfügbar und in die LKWs eingebaut wurden. Das ist nun auch schon über 30 Jahre her.

Diese Überwachung gibt es allerdings auch in anderen Branchen. Ich denke da nur an die Bahn, wo die elektronische Überwachung des Lokführers schon länger etabliert ist. Ich hatte auch mal einen Film gesehen, wie die Bahn den Lokführern Vorgaben macht um den Stromverbrauch zu reduzieren.

Es ist halt immer eine Abwägung des Nutzens gegenüber dem Aufwand. Und was man daraus macht.

In einer Pannensituation ist eine GPS Ortung unumstritten nützlich. Prämien für den niedrigsten Spritverbrauch können ein Anreiz sein. Es muss nur sichergestellt sein, dass die Kriterien stimmen. Einen LKW, der seine volle Schicht rollt mit einem LKW im Nahverkehr, der 3 Mal komplett be- und entlädt, zu vergleichen führt zu dem Schluß, dass nicht alles, was hinkt ein Vergleich ist.

Der Stromverbrauch eines ICE lässt sich schwerlich mit dem eines Erzzugs vergleichen, oder?

LG Claus
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