MoiN Michael,
Ich bin immer noch der Meinung, dass zwischen dem Abtrieb vom Servo ein Element an der Weiche angreift, das die große Kraft vom Servo begrenzt an die Stellschwelle weitergibt. Sprich, dieses Element fährt z.B. gegen die Anschläge, nicht die Weichenzungen. Auf die Stellschwelle und die Weichenzungen darf nur eine geringe Federung wirken, egal wie groß der Weg bzw. die Kraft vom Servo ist. Wie dieses Teil beschaffen sein soll, ist wahrscheinlich das "Ei des Kolumbus"...
Ääh Moment - genau so wirkt ja die Federung in der Stellstange oder dem Stellhebel des Antriebs. Lassen wir mal die Reibung außer Acht, dann ist die Stellschwelle - insbesondere bei Weichen mit Gelenkzungen - zwischen den Enlagen der Weichenzungen frei beweglich. Das heißt, es braucht gar keine bis wenig Kraft, sie zu verschieben, also spricht auch die Federung nicht an. Erst, wenn die Weichenzunge sich nicht mehr bewegen kann, weil sie an der Schiene anliegt und der Servo über diesen Punkt hinausfährt, wird die Feder zusammengedrückt und erzeugt eine geringe Kraft.
Oder anders ausgedrückt: Der Servo und die Stellschwelle der Weiche können nur über die Feder aufeinander einwirken. Dabei kann - so lange der Federweg nicht ausgeschöpft ist - auch nur die Federkraft in dem Ausmaß entstehen, wie es dem Federweg entspricht.
Also, das hat bei den Prototypen auch prima funktioniert. Das Problem ist eher, dass die Mechanik mit Federn der Abmessung 1,5 x 5 mm in einer Stellstange mit einem Querschnitt von 3 x 3 mm schon sehr fummelig wird und eine Genauigkeit und vor allem sauber gefertigte Teile braucht, wie sie der FDM-Drucker nicht mehr liefert.
Es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, auf Messing umzusteigen. Die Technik dafür hätte ich auch da, es ist dann eher ein Zeitproblem. Es wäre ein Fulltime-Job, 100 Antriebe zu erstellen, und in der Zeit, die es braucht, kann ich nichts anderes tun. Nein, die Sache macht nur Sinn, wenn die Teile nebenher auf dem FDM-Drucker erstellt werden und so, wie sie aus dem Drucker kommen auch unmittelbar verbaut werden können. Und dieser Stand ist mit den Federn nicht zu erreichen.
Also: Irrweg.
Die Erleuchtung kam mir, als ich mir die von Chris verlinkten Antriebe angeschaut habe, die ja auch, wenn ich’s richtig gesehen habe, mit einem langen Stelldraht arbeiten. Das brachte mich doch nochmal dazu, die alten geistigen Akten, nach denen ich die „Stelldrahtantriebe“ der alten Antriebe verworfen und den neuen Antrieb mit seiner Hebelmechanik entwickelt hatte, nochmal durchzugehen.
Und ja, diese „Stelldrahtantriebe“ hatten sich ja in jeder Hinsicht tadellos bewährt. Man muss eben auf eine gute Befestigung an der Anlagenplatte achten, die bei diesen Hartschaumplatten nicht gegeben war. Geschenkt. Und sie haben zum Bruch einer Stellschwelle geführt. Die Schlussfolgerung war, dass die Stellschwelle der Weiche nur eine präzische Stellbewegung sehen darf und man da eben keinen Stelldraht, der daneben noch an der Stellschwelle einen Veitstanz aufführt brauchen kann. Also habe ich den Stelldraht als vermeintlich totes Pferd weg konstruiert. Naheliegend, aber vorschnell.
Der Stelldrahtantrieb bestand einfach aus einem Winkel, in dessen einen Schenkel der Servo eingesetzt wurde, und dessen anderer Schenkel als Bodenplatte diente. In der Bodenplatte war noch eine Bohrung, durch die der Stelldraht gesteckt wurde und dann durch die Anlagenplatte hindurch in die Stellschwelle eingesetzt wurde. Ganz simpel. Auf der Servoseite war der Stelldraht ca. 5 cm lang, auf der Weichenseite etwa 12 mm. Daraus ergab sich eine Übersetzung von etwa 4:1.
Wenn nun der Stelldraht nicht direkt in die Weiche eingreift, sondern eine auf dem Antrieb angeordnete Kulisse verschiebt, dann habe ich meine gefilterte und geglättete, gefederte und stellschwellenverträgliche Hin- und Herbewegung. Dazu brauche ich genau zwei Teile, die keinerlei Uhrmacherpräzision benötigen und die ich wahrscheinlich auch nach dem vierten Bier noch zusammensetzen kann.
Mann! So simpel und ich brech mir da einen ab mit Hebelchen und Federchen …! Aber wahrscheinlich kann man das erst erkennen, wenn man den anderen Weg versucht hat. Und jetzt geht‘s an den Rechner und an die CAD …