Wie ich im Thread über die Papp-Fassade versprochen habe, berichte ich über die ersten Erfahrungen mit meinem "kleinen Laser"; der "kleine Laser" ist sowas:
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Da gibt´s noch viele andere, der hat halt schon "Artikelstandort Deutschland", ich wollte mir eventuellen Zoll-Hickhack ersparen. Und er war übers Wochenende da...

Die ersten Schnitte mit den Fensterkreuzen gingen erstaunlich gut, wenngleich ich mich auch kräftig vermessen habe. Da waren die Linien noch "kantengeglättet" (=antialiased), was unsaubere Schnitte zur Folge hatte. Deshalb bin ich auch von den kleinen Fensterscheiben weg zu größeren übergegangen -- ich wollte nur schnell zu neuen Fensterkreuzen kommen.

Aber so kann das Teilchen nur durch Zufall das, was ich gerne hätte.
Also habe ich mich hingesetzt und mich mit dem "Laserchen" beschäftigt.
Deshalb erst mal alles aufzählen:
- Die "Installation" ist sehr einfach, auf einem USB-Stick ist alles drauf; eigentlich ist nur ein Treiber zu installieren, das Gravierprogramm ist quasi "portabel" und braucht nur gestartet zu werden.
- Das Netzteil hat zwar einen chinesischen (?) Stecker, doch sind zwei Adapter dabei, unter anderem der für Europa.
- Am Gerät wird das Kabel vom Netzteil eingesteckt und ein beiliegendes USB-Kabel verbindet es mit dem PC.
- Die knappe englische Hochglanz-Beschreibung (chinesisch und japanisch ist auch dabei) zum Programm ist mit Bildern (die nicht ganz passen) recht übersichtlich, aber eigentlich nichtssagend
. Man muss mit dem Programm einfach etwas experimentieren.
- Das Programm ist meistens
intuitiv
ansonsten probieren
Mit einem Cursor-Kreuz kann man den Laser positionieren, wobei sich das Bild im Arbeitsbereich mitbewegt. Hilfreich ist der Button "Frame Positioning", der Laser fährt dann mich schwacher Leistung die Aussenkante des zu lasernden Bildes ab. So kann z.B. ein Stift, der beschriftet werden soll, genau positioniert werden.
Und dann: Start -- und zurücklehnen...
Soweit nach Gebrauchsanleitung

Da ich aber mit dem Teil maßstäbliche Objekte zurechtschneiden will (und das nicht nur aus dünnem Papier), habe ich mir verschiedene Testbilder erzeugt und diese gelasert (87min 18sec bzw. 44min 25sec):


Beim ersten bin ich mutig gleich auf 1500 x 1500 Pixel Bildgröße gegangen, das entsprach in dem Programm dann ziemlich genau 75mm x 75mm. Etwas mehr geht wohl noch, 1600 x 1580 Pixel dürften das Maximum sein. Jedenfalls fand ich so heraus, dass 100 Pixel 5mm entsprechen -- schon mal ein sehr angenehmer Umrechnungsfaktor

Weiter konnte ich die Auswirkung von drei Grautönen und Schwarz bei Strichstärken von 1 bis 6 Pixel Breite sehen.
Wenn man sich maßstäbliche Bilder malt, muss man beachten, dass die Kantenglättung vom Programm als "Graustufe" interpretiert wird; gerade bei runden Formen und schrägen Linien kann das manchmal störend sein. Da kommt leider die "Zeilentechnik" des Lasers zum tragen: Jede Zeile wird abgefahren und bei nichtweißen Punkten ein Laserblitz auf die Gravurfläche geschickt (im Prinzip wie ein alter Schwarzweiß-Fernseher). Vielleicht gibt es auch Treiber, die mit Vektorbefehlen den Laser ansteuern, ich habe aber noch nichts passendes gefunden.
Deshalb ist es wirklich wichtig, dass man das zu lasernde Bild als .BMP malt (mit .PNG und .JPG habe ich verschwommene Linien bekommen) und auf saubere schwarze Linien achtet.
Dann zum Lasercut:
Die ersten Fensterkreuze habe ich auf Karton mit 120g/m² (beige) und 160g/m² (blau) gemacht, das hat ohne größere Probleme geklappt. Manchmal blieben kleine Stege unter der Asche, aber die sind schnell mit einem Skalpell durchgetrennt. War wohl auch durch die Kantenglättung verursacht.
Die erste Enttäuscheung kam mit der Graupappe: ok, 1mm Schnittiefe hatte ich nicht erwartet, die Linien waren aber gut graviert (das waren die Testbilder). Bei 0,55mm erhielt ich ebenfalls ein nettes Relief, aber durchgetrennt war da garnichts...

Also wieder experimentieren -- dabei kam ich auf die Idee


Je nach Graupappenqualität ist man bei 0,55mm nach 3 bis 4 Durchgängen im Besitz eines sauber geschnittenen Objekts, bei 0,3mm Stärke schon nach 2 bis 3. Und weißer Karton mit 200g/m² (0,3mm dick) braucht 2 Durchgänge.



Ich habe noch ein paar weitere Qualitäten im Vorrat (Verpackungskarton, einseitig bedruckt mit 0,6mm, Lochkarten mit 0,2mm, Graupappe mit 2mm, und noch so einiges

Momentan lasert der Laser

Gerade fertiggeworden, es hat dreimal knapp 80min gedauert. Und es hätte noch einen Durchgang gebraucht -- ich war aber zu voreilig


Bei Untersuchung mit der Lupe habe ich auch noch einen Fehler gefunden: Horizontale Linien werden als Doppellinie graviert -- warum auch immer...
EDIT: Das war wahrscheinlich ein Stoß gegen den Tisch

Und man sollte darauf achte, dass man auch wirklich das Gravurmaterial verwendet, von dem man glaubt, dass man es tut



NACHTRAG: So sehen die "gestoßenen waagerechten Linien" aus:

Bisheriges Fazit:
Das Teil ist für das Geld durchaus brauchbar, wenn man damit nicht sein Geld verdienen muss. Für "Gelegenheitslaserer" wie mich taugt es wohl , wenngleich ich mir ein besseres Ansteuerprogramm wünschen würde. Leider bekommt man zu dem Teil so gut wie keine Information, sonst könnte man ja selber tätig werden. Wie geschrieben, mit den Einschränkungen werde ich leben, man muss sich nur erst mal mit diesem "neuen Spielzeug" befassen, dann kann man vernünftige Ergebnisse zu bekommen. Ist aber nicht einfach (siehe oben).
Erstmal viele Grüße

Michael
PS: Den eigenen Thread habe ich erstellt, damit man hier diskutieren und vielleicht auch Erfahrungen austauschen kann. Sonst wird der Werkzeug-Thread zu sehr "verwässert".
PPS: Habe den Titel geändert, da es nicht mehr nur um das Gerät geht, sondern auch die Anwendung.
EDIT: Bildeinbindung geändert, sollte Bilder jetzt sofort anzeigen