Piko BR101 und BR185 Decodereinbau
Eigentlich dachte ich, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man einen Decodereinbau beschreiben möchte. Schließlich leben wir im Zeitalter des Plug and Play: Gehäuse abnehmen, Analogplatine raus und Decoder rein, fertig ist die digitalisierte Lok. Piko zeigt bei seinen Modellen der BR101 und BR185, dass man so einen Umbau auch anspruchsvoll gestalten kann. Von meinen Erfahrungen möchte ich hier berichten.
Optischer Eindruck
Beide Elektrolokomotiven BR101 und BR185 aus dem Hause Piko sind sehr detailliert und nach meinen Kenntnissen vorbildgerecht gestaltet. Beispielsweise findet man geätzte Tritte und freistehende Griffstangen. Die freistehenden Scheibenwischer finde ich dagegen übertrieben, der Abstand zur „Scheibe“ ist mir einfach zu groß. Das Dach ist, wie auch bei Vorbildbildern zu sehen, eher spartanisch ausgeführt. Man sieht aber zum Beispiel fein geätzte Gitter. Dafür haben sich die Konstrukteure bei der Unterseite regelrecht ausgetobt. Optisch sind beide Loks wirklich Schmankerl, aber diese Feinheiten sind auch gegen Abbruch wirklich sehr empfindlich.
Fahreigenschaften
Im Analogbetrieb habe ich beide Loks nur kurz eingefahren. Die Fahreigenschaften kann ich wirklich nur als toll bezeichnen. Sie zeigen eine sehr gute Langsamfahrt und die Höchstgeschwindigkeit ist insbesondere bei der BR185 angenehm niedrig. Der eine oder andere Analogbahner wird allerdings da nicht so begeistert sein, da es erhebliche Unterschiede zu den Rennsemmeln gibt. Für mich war das Fahrverhalten aber eher überzeugend und daher habe ich auch gar nicht lange gefackelt und mich zum Decodereinbau begeben. Um es vorwegzunehmen, auch mit Decoder (Lenz und Zimo) finde ich die Fahreigenschaften sehr überzeugend.
Decodereinbau
Vor einigen Jahren war es noch spannend, was man im Gehäuse so vorgefunden hat. Welche Bauteile müssen ausgebaut werden? Wo müssen Leiterbahnen getrennt und wo müssen die Kabel angelötet werden? Gibt es einen Kurzschluss zwischen Motor und Rädern? Im Zeitalter von Plug and Play hieß das bisher, Gehäuse ab, Analogplatine raus, Decoder rein und Gehäuse wieder drauf: fertig ist die Digitallok. Hier ist es jedoch etwas anders. Die Gehäuse werden nicht durch Spreizen abgenommen, sondern man muss zwei Kreuzschrauben lösen. Sollte doch eigentlich kein Problem sein, aber nur, wenn man das passende Werkzeug hat. Unter jedem Drehgestell befindet sich eine Schraube. Beim Lösen sollte man laut Anleitung einen Kreuzschraubenzieher der Größe PH00 nehmen, ich war aber auch mit einem PH000 erfolgreich. Aber größere Werkzeuge funktionieren nach meinen Erfahrungen nicht. Apropos Schrauben: für die Kleinteile und abgefallenen Zubehörteile ist eine Schale sehr hilfreich, auch wenn Piko einen guten Ersatzteilservice hat.
Das Gehäuse lässt sich dann leicht abnehmen. Wer dann aber erwartet, dass er eine Schnittstelle sieht, wird enttäuscht. Zum Vorschein kommt eine Platine mit für mich überraschend viel Elektronik. Sie ist durch 3 kleine Schrauben (rote Pfeile) fixiert. Außerdem müssen die beiden geklemmten Flachkabel (blaue Pfeile) gelöst werden,
Dazu wird der schwarze Hebel an der Klemme nach oben gedrückt und das Kabel herausgezogen. Das linke Bild zeigt die Klemme im fixierten, das rechte im gelösten Zustand.
Jetzt kann die Platine hochkant gestellt werden und die Schnittstelle (Next18) kommt endlich zum Vorschein. Der eigentliche Wechsel von Analogstecker gegen Decoder ist trivial: abhebeln, draufstecken und fertig. Für die BR185 habe ich eine Lenz SILVER+ Next18 verwendet, für die BR101 einen Zimo MX618N18. Der Zusammenbau erfolgt wieder in genau umgekehrter Reihenfolge, ggf. mit Einbau der Zurüstteile wie Sonnenrollos.
Das Fahrverhalten kann bei beiden Loks mit ihren Decodern kann nur als sehr gut beschrieben werden. Die CV’s der Motorregelung brauchte ich gar nicht anfassen. Die Anfahr- und Bremsverzögerung (CV 3 und 4) habe ich reduziert, da ich es schon bevorzuge, dass die Lok auf meine Reglerbewegung schon zeitnah reagiert. Bei der BR101 muss ich noch die Maximalgeschwindigkeit reduzieren.
Fazit
Zwei sehr schöne Lokomotiven mit vielen Details. Leider fallen diese Details auch gerne mal ab. Daher werde ich sie wohl nicht auf Ausstellungen mitnehmen. Sie sind mir da einfach zu empfindlich. Die Fahreigenschaften sind sowohl analog wie auch digital sehr gut. In der Bedienungsanleitung hätte ich mir doch ein wenig mehr erklärende Worte gewünscht.